Einmal Gehirnwäsche bitte!

Als Mentalmagier überwinde ich Grenzen. Gelegentlich spaziere ich munter in den Köpfen anderer Menschen umher. Ich bemächtige mich ihrer Gedanken, lese sie genüsslich, spreche Unausgesprochenes aus und entschlüssele Pin-Nummern. Tatsächlich? Wie Mind Hacking wirkt dieses Spiel. Es ist faszinierend und beunruhigend zugleich. Was, wenn das nun wirklich möglich wäre?!
Genau besehen ist meine Arbeit als Mentalkünstler ein dreistes Unterfangen: Waren die Gedanken nicht von jeher frei? Und nun das: Der ultimative Übergriff, ein spielerischer Angriff auf die letzte sicher geglaubte Bastion des menschlichen Daseins. Alles kann man uns rauben – Hab und Gut, aber nicht die Gedanken. Schließlich ist unsere Gedankenwelt ein zentraler Teil unserer Persönlichkeit. Und doch: Das Publikum liebt diese Manipulation, dieses Spiel mit dem Verpönten, dem Verbotenen und vielleicht sogar Gefährlichen. Auch der geheime Wunsch nach Überlegenheit und Macht trägt zur Faszination dieser Kunst bei. Es ist wohl der Traum von Diktatoren und ausgebufften Marketing-Profis, was ich da auf der Bühne zeige: Zu wissen, was Menschen denken, Gedanken zu kontrollieren und nach Belieben zu steuern. Mind Control heißt es im Englischen, auf gut Deutsch Gehirnwäsche. Auf der Bühne ist es ein reizvolles Spiel zwischen Macht und Ohnmacht, im realen Leben natürlich höchst gefährlich.

Es sei denn, es geschieht im Schlaf. Jawohl, Gehirnwäsche kann gut und nützlich sein. Sie ist sogar lebensnotwendig. Als Schaltzentrale unseres Körpers verbraucht unser Denkorgan nämlich enorm viel Energie. Dabei entstehen Stoffwechselprodukte, die abgebaut werden müssen. So schützt sich unser Hirn vor dauerhaftem Schaden. Die Räume mit den schädlichen Abfallprodukten werden mit dem Liquor, dem Gehirnwasser, durchgespült und gereinigt. Während des Schlafens wäscht sich das Gehirn also gewissermaßen selbst.

Der Mensch verschläft ein Drittel seines Lebens. In dieser Zeit ist er potentiell wehrlos. Und dennoch ist dieser Schlaf sehr wertvoll. Das Schlafen ist für uns so wichtig wie Nahrung, Luft und Wasser. Im Schlaf werden außerdem Erinnerungen gespeichert und Wachstumshormone ausgeschüttet. Also: Geben wir den Putzkolonnen im Gehirn ausreichend Zeit. Sie fordern noch nicht einmal den Mindestlohn. Lediglich genügend Schlaf. Eine Katzenwäsche genügt dem Gehirn auf Dauer nicht. Wir kennen das ja nur zu gut: Haben wir zu wenig geschlafen, ist die Laune im Keller und wir sind schnell gereizt.

Übrigens, wie viel Schlaf ein Mensch braucht, ist eine individuelle Sache. Es hängt zum Beispiel von den Genen, dem Alter, dem Stress-Level oder der Jahreszeit ab. Doch so unterschiedlich sind die Bedürfnisse nicht: Die meisten Erwachsenen schlafen um die acht Stunden. Nur zwei Prozent kommen mit extrem wenig Schlaf aus oder benötigen besonders viel. Guten Schlaf brauchen allerdings alle, und die Umgebung sowie Lichteinfall und Geräusche beeinflussen die Qualität des Schlafs.

Wenn dir dein Partner also vor dem Einschlafen ein zärtliches „R.I.P.“ zuflüstert – „Ruhe in Frieden“ – ist das kein Grund zur Beunruhigung. Sehr wahrscheinlich will er nur dein Bestes: Einen tiefen gesunden Schlaf, aus dem du ausgeruht, erfrischt und voller Energie wieder erwachst. Also dann: Eine gute Nacht!