Der magier mit viel hirn

Von Enrico Sauda

Seit Wochen und Monaten arbeitet der Frankfurter Zauberer Harry Keaton an seinem neuen Programm. Das steht nun soweit und Keaton selbst steht in den Startlöchern. Am kommenden Freitag hätte die Vorpremiere über die Bühne gehen sollen. Doch: Puste­kuchen. Stichwort: Lockdown. Das zieht selbst den optimistisch gestimmten Magier runter. “The Brain“ (Das Gehirn), so der Titel der neuen Show, setzt sich mit eben diesem Wunderwerk auseinander.

Die echte Premiere ist für den 27. Februar geplant. Auch hier ist eins sicher: dass momentan nichts sicher ist, dass sich nichts planen lässt. Doch Harry Keaton hegt noch Hoffnung. Bis Februar hat er so die Chance, weiter an der Show zu feilen. Was er auch tut. Auf die Idee, sich mit dem menschlichen Gehirn auseinanderzusetzen, kam er, weil das sozusagen die Zusammenfassung all dessen sei, was ihn in seinem Leben bisher interessiert habe. ‚

Ich war Journalist, habe hier an der Universität studiert und ich liebe das Entertainment, den Film und ich mag die Show“, erklärt Harry Keaton, der vergangenes Jahr den “Oscar“ der Zauberei in Las Vegas erhielt. “Ich feiere ein Organ, das etwa soviel wiegt, wie ein Liter Milch, aber, was es alles gleichzeitig organisiert, das ist unglaublich und geradezu verrückt.“ Er wollte das Wunder des Gehirns zelebrieren. Es geht ihm darum, es wertzuschätzen, schildert Keaton die Intention hinter seinem neuen Programm. Es sei sehr lernintensiv. “Ich zeige etwas mit Pi-Zahlen“, sagt er, und holt ein schwarzes vielseitiges Büchlein hervor, in dem die ersten 10000 Pi.Zahlen nach dem Komma aufgelistet sind. Er sagt die ersten paar Seiten auswendig auf, dann auf Zuruf je nach Seitenzahl. Allein das ist schon sehr beeindruckend. Es habe keinen ausschlaggebenden Moment gegeben, der ihn dahin trieb. “The Brain“ zu schaffen, sagt Keaton, der auch schon bei RTL-Show “Das Supertalent“ und “Wetten, dass…?“ zu bestaunen war. Es war eine Entwicklung bis hierhin. “Die Brainshow“ ist cool, ist mehr am Nabel der Zeit als das was ich vorher vorgeführt habe – schon allein deshalb, weil wir Hologramme projizieren, so dass es aussieht, als schwebten die Dinge, über die wir sprechen, mitten im Raum“, erklärt Harry Keaton. “Es ist eine Edutainment-Show“ so Keaton, der auf die Inhalte seiner Nummern lange und intensive Recherchen verwendete.

Am Ende wäre es schön, wenn die Zuschauer rausgingen und sagten:  ‚Donnerwetter, ich habe ja selbst ein Gehirn dabei – Lass es mich nutzen“, scherzt Keaton, der vor einigen Jahren bereits unter die Autoren ging und “ Wie der Minister die Jungfrau zersägte: Die heimlichen Parallelen zwischen Politik und Zauberei“ veröffentlichte.

Zurück zu “The Brain“: “Es wird filmisch viel passieren“,

kündigt er an und gerät dabei ins Schwärmen. “In unserem Kopf befinden sich 5,8 Millionen Kilometer Nervenbahnen – das ist Wunder und Geheimnis zugleich. Gerade deshalb widme ich mich dem Denkorgan“ , so Keaton, der seit vier Jahren lernt und übt, um “The Brain“ perfekt zu machen. Das wirkt sich auch auf ihn aus. “Mir fällt heute vieles leichter“, sagt Harry Keaton, der auch schon Wahlausgänge korrekt vorausgesagt hat – etwas das Ergebnis der Bundestagswahl 2002 und das der Fußballweltmeisterschaft von 2006. Eines wagt selbst er jedoch nicht: Prognosen mit Bezug auf Corona und Planungssicherheit. Aber: “Ich bin ein grundsätzlich optimistischer Mensch – es wird schon werden“.